Samstag, 6. August 2016

Dialog im Dunkeln

Vor Jahren konnte ich mit einer Gruppe sehender und blinder Menschen den Dialog im Dunkeln besuchen, als dieser gerade in Hall in Tirol war.
 Das war ein faszinierendes Erlebnis. Den Veranstaltern des Dialog im Dunkeln https://de.m.wikipedia.org/wiki/Dialog_im_Dunkeln?wprov=sfti1 
gelingt es in absoluter Finsternis die Umwelt auch für sehende Menschen so realistisch zu vermitteln, wie sie sich für Blinde darstellt. Park mit Vogelgezwitscher, Sandweg an echten Bäumen vorbei über eine hölzerne Brücke und ein rauschender Bach, Straßenszene mit Fahrzeuglärm, Bootsfahrt mit Fahrtwind Seegang und Gischt im Gesicht und zum Schluß eine kurze Einkehr in der "Unsichtbar". 
 Das ergibt einen Dialog auf Augenhöhe. Die sehenden Gesprächspartner verstehen unmittelbar Probleme und Bedürfnisse der Blinden. Sie erleben aber auch die Kompetenzen beispielsweise des blinden Guides oder der blinden Dame hinterm Bartresen, die ohne Schwierigkeiten Geldscheine und -münzen unterscheiden kann. 
 Im echten Leben hatte ich zwar oft die Antwort bekommen, dass man verstünde, dass an meinem Arbeitsplatz eine Vorlesekraft und ein funktionstüchtiger blindengerecht ausgestatteter Computer mit der notwendigen Schulung erforderlich gewesen wäre, tat aber so lange nichts, bis ich völlig entnervt aufgab und mich mit 35 aus dem Erwerbsleben zurückzog. 
 Hin und wieder werde ich von einem sehenden Mitmenschen, den ich nicht kenne, etwas zu meiner Erblindung gefragt. Ob ich denn gar nichts mehr sehe o. ä. Während ich antworte, geht der Fragesteller aber weg, ohne es mir zu sagen. Da ich es nicht gemerkt habe, erkläre  ich solange weiter, bis mir jemand, sagt, dass der andere weggegangen ist.  Das ist dann wieder so ein typischer Monolog ins Dunkel bzw. Leere...  

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