Donnerstag, 11. August 2016

Protest-E-Mail mit wenig Wirkung

Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. mai 2011: Inklusion beginnt im Kopf; Gefährdung statt Inklusion für Blinde in Ffb
Sehr geehrte Damen und Herren,


Die Wiederherstellung der Sicherheit für alle Fußgänger in Fürstenfeldbruck ist kein Luxus!
Seit mehreren Jahren habe ich von der Stadt, unterstützt vom Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbund e. V., durch persönliche Vorsprache auch bei Herrn Oberbürgermeister Sepp Kellerer(CSU), und schriftliche Eingabe per Email die Widerherstellung der Verkehrssicherheit für blinde und sehbehinderte Menschen in der Innenstadt von Fürstenfeldbruck vergeblich gefordert.


Beim Umbau der Hauptstraße wurden praktisch durchgehend, wie sonst nur in autofreien Fußgängerzonen oder Stark verkehrsberuhigten Spielstraßen, zwischen altem und neuem Rathaus alle bordsteinkanten auf Null abgesenkt. Stark sehbehinderte oder blinde Fußgänger sind aber auf einen ausreichend großen und mit der Spitze des Langstocks noch eindeutig erkennbaren Höhenunterschied von mindestens drei Zentimetern angewiesen, um nicht unbeabsichtigt auf die Fahrbahn zu geraten. Noch gefährlicher wurde es durch die gleichzeitige Umstellung der sogenannten blindenampeln. Vor dem Umbau waren an der Kreuzung Haupt-, Schöngeisinger und Kirchstraße Lichtsignalanlagen, die uns blinden durch einen automatischen Piepston immer anzeigten, wann man die fahrbahn bei für die fußgänger grüner ampel sicher überqueren konte, nachdem man sich an der damals noch vorhandenen Bordsteinkante orientiert und ausgerichtet, auf dem Bürgersteig gewartet hatte. Um jetzt das akustische Fußgängergrün hören zu können, muß man erst einen kleinen, an der Unterseite des Steuerkastens am jeweiligen Ampelmasten versteckten Knopf suchen und drücken. Das in einem solchen Fall erforderliche akustische Auffindesignal ist bis heute immer noch nicht zugeschaltet worden, obwohl die Stadtverwaltung mir gemailt hat, sie habe sich deswegen an die Firma Siemens gewandt.
Da die für Blinde unverzichtbare Sicherheitseinrichtung Bordsteinkante nicht mehr vorhanden ist, und kein Auffindesignal oder Piloton bzw. Tacker den - auch ortskundigen - Blinden das Vorhandensein der Ampel und damit die Annäherung an eine straßenkreuzung hörbar mitteilt, gerät die blinde Fußgängerin oder der blinde Fußgänger eher ungewollt bei rot vor di anfahrenden Autos, als daß sie oder er zwischen den Beinen wartender Passanten mit dem Blindenstock pendelnd den gesuchten verborgenen Schalter finden könnte . Manchmal spricht ein netter sehender Mensch den suchenden Blinden mit dem Hinweis an, er habe schon den Schalter der Blindenampel betätigt. Oft bleibt dann während der nachfolgenen Grünhphase für die Fußgänger die Akustik stumm, weil dem hilfsbereiten Mitmenschen keiner gesagt hat, daß die Fläche, wo ein großes Blindensymbol zu sehen ist gar kein Schalthebel ist. Folglich muß der Blinde die nächste Freigabe abwarten und vorher den gut versteckten Anforderungsknopf doch noch selbst suchen, wenn der nette Helfer schon weiter gegangen ist, und auch keine andere Sehende Person da ist, die um Hilfe gebeten werden kann.
. Die Nutzung dieser Placebo- oder Pseudo-Blindenampeln wird für die Zielgruppe auch durch ihre unsystematische Anordnung erschwert oder gar völlig unmöglich gemacht. So kann die Ampel an der Nordseite der kirchstraße ein Blinder wegen ihrer großen Entfernung vom nächsten Orientierungspunkt Hausecke bei fehlendem Pilotton mit der üblichen Technik praktisch gar nicht sicher finden,. Eine derart riskante Suche nach dem Ampelmasten mit dem versteckten Anforderungsknopf setzt aber voraus, daß der Blinde weiß, daß er sich auf eine gefährliche fahrbahn zubewegt, und nicht auf eine baulich gleich ausgeführte abgesenkte Grundstückseinfahrt, wo er von einem Autofahrer erhöhte Rücksichtnahme erwarten kann. Da aber das für Blinde unverzichtbare Taktile Sicherheitsmerkmal Bordsteinkante ersatzlos entfernt worden ist , läuft auch ein diesen akustisch nicht wahrnehmbaren Ampelmasten suchender ortskundiger Blinder bei für ihn roter Ampel auf die Fahrbahn der Kirchstraße und erschrickt zu Tode, wenn ihm klar wird, wo er ist, weil ein ebenso erschrockener Passant ihm laut, aber zu spät, zugerufen hat, daß die Ampel noch rot sei. Auch mit einem Blindenführhund würde man hier in die gleiche Gefahr geraten. Blindenführhunde sind nämlich zwar darauf geschult, an einer nur drei Zentimeter niedrigen Bordsteinkante zur Sicherheit anzuhalten können aber kein rot leuchtendes Fußgängersymbol erkennen. Eine blinde Besucherin oder ein blinder Besucher der stadt Fürstenfeldbruck könnte also bei rot hier vom Blinddenhund vor heranfahrende Autos geführt werden,
Weitere riskante Situationen, bei denen stark sehbehinderte und blinde Menschen wegen der vollständigen Absenkung bzw. entfernung der Randsteine in akute Gefahr für Leib und Leben geraten können, sind beispielsweise: - das Aufsuchen des Taxistandes,
- das Suchen des Postkastens an der Ostseite der Hauptstraße oder - das Zurücklegen des Weges von der Ecke Kirch- Hauptstraße zum alten Rathaus.
In dem letzteren Bereich lädt die durch die vollständige Absenkung der vorher durch einen hohen Bordstein geschützte Fläche auf das Niveau der fahrbahn dazu ein auch große Transportfahrzeuge dort abzustellen, ohne Rücksicht darauf, ob jemand dadurch behindert, beschmutzt oder verlezt werden könnte. Besonders gefährlich ist dabei der Moment, wenn der LKW wieder weg fährt, während man sich unmittelbar neben dem Fahrzeug im toten winkel des Rückspiegels oder gar zwischen LKW und anhänger auf dem Gehweg befindet.
Hier sind übrigens nicht nur Menschen mit Sehbehinderung in Lebensgefahr, sondern auch kleine Kinder! Die wenigen Absperrungen, die nachträglich errichtet worden sind, haben nach meiner Erfahrung diese gefahr nicht wieder beseitigt.
Fazit: blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen sind durch die Änderungen in der Fürstenfeldbrucker Innenstadt in erhebliche Gefahr gebracht worden, ohne das die dafür Verantwortliche Stadt die früheren oder Gleichwertige Sicherheitseinrichtungen wie absperrgitter oder ein aus rillen- Rippen- oder Noppenplatten bestehendes Blindenleitsystem mit taktil kontrastierenden Bodenindikatoren geschaffen hätte.


Um Mißverständnissen vorzubeugen, weise ich darauf hin, dass meines Erachtens an Kreuzungen oder Einmündungen von Straßen unbedingt Bordsteinabsenkungen erforderlich sind, um Menschen, die in der Fortbewegung eingeschränkt sind, die Fahrbahn überqueren können, wie Rollstuhlfahrer aber auch ELTERN mit Kinderwagen. hierzu hatten die Interessenvertretungen der Seh- und Gehbehinderten vor vielen Jahren den Kompromiß auf die o.g. Unterste Grenze der noch möglichen absenkung der Bordsteinkante auf drei Zentimeter gefunden, und der Bundesbauminister hat ihn in seinen einschlägigen Veröffentlichungen Städten und Gemeinden zur beachtung empfohlen. Vor den Umgestaltungen gab ess fast keine wirklich gefährliche Stelle für Blinde in der Innenstadt von Fürstenfeldbruck. Nur das akustische Freigabesignal an der schon genannten Kreuzung war damals kurz nach der Inbetriebnahme wegen einer angeblichen Beschwerde auf die bis heute sehr geringe Lautstärke herunter geregelt worden. Dabei wäre eine nach den Richtlinien für Lichtsignalanlagen optimal eingestellte Blindenampel nur gezielt wenige Meter weit zu hören und ihre Lautstärke würde automatisch an di jeweilige stärke des Verkehrslärms angepaßt werden. Während die an den Einmündungen von Schöngeisinger- und Kirchstraße in die Hauptstraße stehenden Ampelmasten früher auch für ortsfremde Sehbehinderte durch die automatische akustische Grünphase leicht zu finden waren, ist dies heute nicht mehr der Fall. Auch die zusätzlich an Fußgängerampeln angebrachten bei grün vibrierenden Pfeile, sind ohne den erforderlichen Tacker als Pilotton selbst für einheimische Blinde so gut erkennbar, wie ein nachts ausgeschalteter Leuchturm. wenigstens wurde vor dem Ampelmasten beim Rathaus nicht auch noch der Bordstein auf Null abgesenkt, so daß man auf der Suche nach ihm nicht ungewollt bei rot auf die Fahrbahn der Dachauer straße geraten kann !
Frau Patrizia Formisano vom Bayerischen Blindn- und Sehbehindertenbund e. V. hat nach eingehender Besichtigung ebenfalls im Interesse der Wiederherstellung der Sicherheit für alle Sehbehinderten die stadt Fürstenfeldbruck um Abhilfe gebeten, bisher ebenso vergeblich. Da die fahrlässige Entfernung von Sicherheitseinrichtungen nicht nur einen strafbaren gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr darstellen könnte, sondern wohl auch im Falle eines Schadens hierdurch unabsehbare finanzielle Folgen auf die Stadt aus Amtspflichtverletzung wegen fehlerhafter Gestaltung der Ortsdurchfahrt einer Bundesstraße zukommen könnten, kann sich meines Erachtens die Stadtverwaltung nicht, wie hier gegenüber dem Blindenbund geschehen, auf knappe Haushaltsmittel berufen, sondern sollte unverzüglich für die notwendige Nachbesserung sorgen. Nachdem der Bayerische Landtag sich einstimmig für di inklusive Unterrichtung von Behinderten Kindern an Regelschulen ausgesprochen hat, wäre es schon sehr peinlich wenn diese in Fürstenfeldbruck wegen fehlender Gewährleistung eines Sicheren Schulweges für blinde Kinder und Jugendlicher reine Theorie bleiben sollte.
Da es sehr lange dauern kann, bis die Stadt Fürstenfeldbruck die begangenen fehler wieder rückgängig macht, bitte ich die Medien., die o.g. Gefahren für Blinde möglichst wirksam bekannt zu machen.


An alle Landes-, Bundes- und evtl. Auch Europapolitiker appelliere ich anhand dieses fatalen Beispiels, endlich die Für die Sicherheit relevanten Standards Behindertengerechten Bauens im öffentlichen Raum in allen Einschlägigen Gesetzen als zwingend vorzuschreiben und nicht nur als mehr oder weniger unverbindliche Empfehlungen. Aufgrund des Gleichbehandlungsgebots, Diskriminierungsverbots und des Grundsatzes der Inklusion Behinderter Menschen nach der UN-Behindertenrechtskonvention ist es für mich nicht mehr nachvollziebar, warum nicht alle Ampelanlagen mit Akustik ausgestattet werden, wie dies in anderen Ländern schon lange selbstverständlich ist . Da bekomme ich als blinder Mensch den Eindruck, das die Sicherheit im Straßenverkehr für behinderte bei uns der politik weniger wert ist, als die Sicherheit aller anderen Bürger.
Mit freundlichen Grüßen


... 

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Was geschah danach?: Praktisch nichts. 

Die Sekretariate der Behindertenbeauftragten von Bund und Land, Hubert Hüppe und Irmgard Badura, antworteten, indem sie die angebliche Zuständigkeit auf die Behindertenbeauftragten der unteren Ebenen verwiesen. 
Das Fürstenfeldbrucker Tagblatt veröffentlichte einen guten Bericht, woraufhin wenigstens den Ampeln an Schöngeisinger- und Kirchstraße ein Auffindeton gegeben wurde, mit dessen Hilfe Blinde den jeweiligen Anforderungsschalter am Ampelmasten leichter finden können. 
Die Fußgängerampel an der Einmündung der Pucherstraße in die Hauptstraße blieb aber stumm. Da es wegen der Nullabsenkung zu gefährlich ist, den Ampelmasten mit seinem unterm Steuerkasten versteckten Pfeil zu suchen, der bei grün vibriert, vermeide ich es dort weiter z. B. bei der Drogerie Müller einzukaufen. 
Der neu gewählte OB Pleil hat mich zwar mehrmals angesprochen, aber auch keine Verbesserungen eingeleitet. 
Da das Abstellen von Fahrzeugen auf Gehwegen eher gefördert als bekämpft wird, und die Absicherung von Baustellen auf und an Straßen ungenügend ist, überlege ich an einen sichereren Wohnort umzuziehen....  

Samstag, 6. August 2016

Dialog im Dunkeln

Vor Jahren konnte ich mit einer Gruppe sehender und blinder Menschen den Dialog im Dunkeln besuchen, als dieser gerade in Hall in Tirol war.
 Das war ein faszinierendes Erlebnis. Den Veranstaltern des Dialog im Dunkeln https://de.m.wikipedia.org/wiki/Dialog_im_Dunkeln?wprov=sfti1 
gelingt es in absoluter Finsternis die Umwelt auch für sehende Menschen so realistisch zu vermitteln, wie sie sich für Blinde darstellt. Park mit Vogelgezwitscher, Sandweg an echten Bäumen vorbei über eine hölzerne Brücke und ein rauschender Bach, Straßenszene mit Fahrzeuglärm, Bootsfahrt mit Fahrtwind Seegang und Gischt im Gesicht und zum Schluß eine kurze Einkehr in der "Unsichtbar". 
 Das ergibt einen Dialog auf Augenhöhe. Die sehenden Gesprächspartner verstehen unmittelbar Probleme und Bedürfnisse der Blinden. Sie erleben aber auch die Kompetenzen beispielsweise des blinden Guides oder der blinden Dame hinterm Bartresen, die ohne Schwierigkeiten Geldscheine und -münzen unterscheiden kann. 
 Im echten Leben hatte ich zwar oft die Antwort bekommen, dass man verstünde, dass an meinem Arbeitsplatz eine Vorlesekraft und ein funktionstüchtiger blindengerecht ausgestatteter Computer mit der notwendigen Schulung erforderlich gewesen wäre, tat aber so lange nichts, bis ich völlig entnervt aufgab und mich mit 35 aus dem Erwerbsleben zurückzog. 
 Hin und wieder werde ich von einem sehenden Mitmenschen, den ich nicht kenne, etwas zu meiner Erblindung gefragt. Ob ich denn gar nichts mehr sehe o. ä. Während ich antworte, geht der Fragesteller aber weg, ohne es mir zu sagen. Da ich es nicht gemerkt habe, erkläre  ich solange weiter, bis mir jemand, sagt, dass der andere weggegangen ist.  Das ist dann wieder so ein typischer Monolog ins Dunkel bzw. Leere...  

Montag, 11. Mai 2015

Einleitung läßt sich nicht ändern

Die Einleitung zu diesem Blog gefällt mir nicht mehr. 
 Leider finde, ich keine Möglichkeit sie mit Screenreader zu ändern. 
 Wo habt Ihr den richtigen Schalter dafür versteckt? 😔 

Freitag, 8. Mai 2015

Geschafft, trotz mangelhafter Zugänglichkeit für blinde Blogger!

Hallo liebe Leserinnen und Leser,
 die Registrierung als Blogger und die Einrichtung des Blogs ist mir zwar schon vor einem Jahr gelungen. Ermutigt durch eine befreundete erfahrene sehbehinderte Bloggerin machte ich heute nochmals einen Versuch, wenigstens ein minimales Profil und eine kleine Einleitung für "Monolog ins Dunkel" zu erstellen. Ohne das Computerkauderwelsch  zu verstehen oder verstehen zu wollen, war das im Blindflug reine Glückssache. Vermut'lich werden sehende angehende Online-Tagebuchschreiber bei dieser Prozedur durch entsprechende Graphiksymbole unterstützt, während das Bildschirmausleseprogramm  (Screenreader) nur unerklärliche Kürzel vorliest. .